13. Juli 2008
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Das Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse muss bei so mancher Schulabschlussfeier für eine Ansprache herhalten. Die zu verabschiedenden Schüler werden von Jahrgang zu Jahrgang unruhiger.
Deshalb stelle ich hier nun einen Neuversuch vor:
Deshalb stelle ich hier nun einen Neuversuch vor:
Stufen Wie jede Blüte welkt und jede Jugend Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe, Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern. Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe Bereit zum Abschied sein und Neubeginne, Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern In andre, neue Bindungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben. Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, An keinem wie an einer Heimat hängen, Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten. Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen, Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen. Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde Uns neuen Räumen jung entgegen senden, Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden... Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde! | Stolpersteine Mensch, wie rast die Zeit dahin! Verborgen bleibt dein Lebenssinn. Kaum bist du aus den Windeln raus, ist auch schon der Ofen aus! Drum bloß nicht auf der Stelle kleben! Pack’s ruhig an, geht’s auch daneben! Leb’ eher kurz und intensiv als in Gebrechlichkeit und Mief! Und haut’s dich auf die Fresse hin, Kannst lässig du in Drogen flieh’n! Dort kannst du Raum um Raum durchschreiten, deine Traumwelt kräftig weiten, frei wie ein Vogel abwärts fliegen, die Todesangst beim Absturz kriegen, Gefühle, hoch und tief, erleben, bis du wirst am Boden kleben. Verpiss’ dich nur! Zieh’ ein den Schwanz! Mach die Fliege, aber ganz! Drum, Würstchen, gib den Löffel ab! Lass dich verscharr’n im Massengrab! Dort hast du endlich deine Ruh’ und wenn du Glück hast, schaut Gott zu. |
Hermann Hesse | von mir |