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24. Februar 2008 7 24 /02 /Februar /2008 18:08

Eine Erfahrung, niedergeschrieben nach 10-tägigen Schweige-Übungen:


Ganz tief im Innern des Menschen verborgen schlummert ein unstillbares Verlangen nach zärtlicher Zuwendung. Verharrt der Mensch im Schweigen und wartet er geduldig ab, wird ihn seine Suche zur Quelle dieser ersehnten zärtlichen Zuwendung führen. Er wird entdecken, dass beide, Mensch und Quelle, wie Blutsverwandte zusammengehören.

 

Will der Mensch im unruhigen Strom seines dahintreibenden Lebens zur Quelle seiner letzten Sehnsucht gelangen, muss er gegen den Strom schwimmen. Seine eigene Kraft reicht dazu nicht aus. Dennoch wird er im Wesentlichen sein Leben nach dieser Quelle, seinem eigentlichen Ursprung, ausrichten, sobald er sich der Existenz dieser Quelle bewusst ist, auch wenn ihn der Strom seines Lebens noch so flussabwärts treibt. Er weiß jetzt um seine letzte Herkunft und kann dieses Wissen nicht mehr verlieren, ohne zugleich innerlich aus dem Lot zu geraten. Er spürt eine Kraft, die ihn immer wieder neu zur Quelle der zärtlichen Zuwendung zieht. Diese Kraft stammt nicht von ihm selbst. Sie kann sich am Menschen nur festmachen, wenn sich der Mensch dafür öffnet. Er darf sich nicht dagegen sperren, wie sehr ihn dieser Vorgang auch schmerzt.

 

Den Weg, über den diese Kraft den Menschen zur Quelle zieht, bestimmt die zärtliche Zuwendung in der Quelle, nicht der Mensch. Ist der Mensch mit diesem Weg nicht einverstanden, kann er sich jederzeit aus freien Stücken abkoppeln. Allerdings wird er ein beträchtliches Stück oder gar alles von seiner inneren Mitte einbüßen. Verliert der Mensch seine Mitte ganz, treibt er in haltloser Einsamkeit dem Abgrund der Angst entgegen.

 

Geeignete Mittel, die dem Menschen helfen, sich nicht gegen diese Kraft zu sperren und ihr keinen Riegel vorzuschieben, sind die vielfältigen Formen von Gebet, Meditation und Liturgie. Die zärtliche Zuwendung in der Quelle verlangt danach, dass der Mensch freiwillig die Pforten von innen entriegelt, damit die Kraft der zärtlichen Zuwendung sie von außen aufschließen kann.

 

Durch ein aufgeschlossenes, aber nicht entriegeltes Tor hat die Kraft keinen Zugang zum Menschen, außer die geballte Allmacht der Quelle sprengt die Tür. Ob der Mensch das überlebt, bleibt für ihn ungewiss.

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Kommentare

I
Hallo Herr Schley, also nun wär doch genug geschwiegen, ich vermisse hier Ihre neuen Beiträge .Spass beiseit, ich hab mir PC-Fasten auferlegt und halte mich konsequent von manchen Foren fern. Das fällt mir schwer...LG, I.H.
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W
Manche meiner Texte haben offensichtlich eine fast zeitlose Gültigkeit, wie mir eMails zeigen, die mich verborgen hinter den Blog-Kulissen erreichen.
M
Ich sag' es mal mit meinen Worten: "Ohne Liebe ist alles nichts!"Der Mensch braucht Nähe und Urvertrauen wie die Luft zum Atmen.Leider muss man Liebe ERFAHREN, um sie geben und nehmen zu können. Bleibt einem diese Erfahrung in den ersten Jahren seines Lebens verwehrt, werden wir unser Leben lang danach auf der Suche sein, ohne dieses Defizit benennen zu können. Suche gleich Sucht - nach Anerkennung, nach sexueller Befriedigung seltsamer Art, nach Besitz, nach Macht - alles nur Kompensation, die uns dennoch unzufrieden lässt. Wer das Gefühl von Zärtlichkeit nicht kennt, bleibt ein sehr armer Mensch.Die Liebe, der Schutz und das grenzenlose Vertrauen, dass mir meine Eltern geschenkt haben, reichte nicht nur für mich, sondern für 'ne ganze Armee. Es erfüllt mich und ich spare nicht damit, davon zu verschenken.Herman von Veen hat in seinem Lied: "Ich hab' ein zärtliches Gefühl" auch mein Lebensgefühl beschrieben, für das ich meiner Familie und meinem Schicksal jeden Tag unendlich dankbar bin.
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T
Hallo Herr Schley,vielen Dank für diese Ausführungen. Mich interessieren derartige Offenbarungen sehr. Erst vor 10 Jahren wurde ich gezogen und habe daher noch unbändigen Wissensbedarf und Fragen. Diese zärtliche Zuwendung in der Quelle, woher kommt diese genau? Von Gott, Jesus, Maria oder dem heiligen Geist? Und wie erfahren Sie diese Zuwendung, ist es wie Frieden haben, oder von Problemen entrückt sein, oder ist es einfach nicht weltliche Freude? Wenn Sie mir dies bitte ausführen würden?Vielen Dank Tabea Flaubert
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W
Woher die zärtliche Zuwendung in der Quelle kommt? Ich habe mich für folgende Antwort entschieden: Sie kommt von einem personalen Urgrund allen Seins, von dem ich glaube, dass Jesus ihm den Namen Abba (Vater auf aramäisch) gegeben hat.Diese Erfahrung ist nie fertig, nie endgültiger Besitz. Sie ist mal mehr, mal weniger gegenwärtig. Ich musste immer wieder neu in den Höhen und Tiefen meines Lebens meine geistige Antenne darauf ausrichten.Diesen Text habe ich vor etwa 25 Jahren verfasst und ich bin rückblickend immer wieder aufs Neue überrascht, welche Gültigkeit er für mich immer noch hat. Das gibt mir jetzt die Sicherheit, ihn auf meinem Blog zu veröffentlichen, weil ich inzwischen überzeugt bin, dass diese Erfahrung kein Privatspleen von mir war, sondern dass sich dahinter eine gewisse allgemeine Gültigkeit für andere Menschen verbirgt, so dass jeder eine solche oder ähnliche Erfahrung machen kann, wenn er sich seine unbewussten und tiefsten Ängste ehrlich eingesteht und sich innerlich öffnend darauf einlässt.

  • : Blog von Winfried Schley
  • : Anekdoten, Gedanken, Gedichte, - mal heiter, mal nachdenklich, Theologisches und Philosophisches im Alltag, dt.-frz. Beziehungen und Städtepartnerschaft, Kunst und Kunstausstellungen, ... und was mir sonst noch in den Sinn kommt.
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  • Winfried Schley
  • Niemals in Gleichgültigkeit verfallen, unabhängig davon, was im Leben auf mich zukommt !  
 Ich interessiere mich für alles, was dem friedlichen Zusammenleben der Menschen dient.
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